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01 April 2021

4 Gedichte von Heinz Erhardt - zitiert von Gerhard Rudolf Huf

Das Lama
Kunibert
Ritter Fips und sein anderes Ende
Einsamkeit

Heinz Erhardt 

* 20. Februar 1909 in Riga, Russisches Kaiserreich; † 5. Juni 1979 in Hamburg-Wellingsbüttel




22 März 2021

17 März 2021

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland - gelesen von Gerhard Rudolf Huf




Das Gedicht habe ich mir als Grabrede gewünscht, unter einem Baum beerdigt und in einer biologisch abbaubaren Urne, der Baum nimmt die Asche auf und es gibt daraus Sauerstoff, den dann die Welt einatmen darf.

Es bleibt nichts übrig, man muss mich nichts mehr ausgraben und hat keine Arbeit mehr mit mir.


Komme so auch in den Himmel und ich bin quasi "VERDUFTET"

😇😇😇



Fontanes Ballade zieht Touristen magisch an Das Geschlecht derer von Ribbeck wird im Jahre 1237 erstmals urkundlich erwähnt. Eine ausführliche Beschreibung des Rittersitzes enthält das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Im 18. Jahrhundert teilte sich die Familie in einen osthavelländischen (Groß Glienicke) und einen westhavelländischen Zweig (Ribbeck). Die Gutsherren hatten die Verwaltung, die Polizeigewalt und die Gerichtsbarkeit inne – bis zur Aufhebung der „Gutsherrlichkeit“ in der Preußischen Verfassung von 1848/1850. ( 1 ) Über den Patron Hans Georg Karl Friedrich Ernst von Ribbeck (1689-1759) geht die Sage, er sei gut zu den „Bauern und Büdnern“ gewesen und habe deren Kinder mittags mit Birnen beschenkt. Da ihm die Knauserigkeit seines Sohnes bewusst gewesen sei, habe er auf dem Sterbebett gebeten, ihm eine Birne ins Grab zu legen. Drei Jahre später wuchs über der Familiengruft tatsächlich ein Birnbaum, dessen süße Früchte den Kindern schmeckten ... Zum 500-jährigen Familienjubiläum widmete Hertha von Witzleben (1851-1927), eine Enkelin Karl Friedrich Ernst von Ribbecks, ihrem freigebigen Vorfahren ein Gedicht. Es beginnt so: „Zu Ribbeck an der Kirche ein alter Birnbaum steht, der mit den üpp’gen Zweigen der Kirche Dach umweht ...“ ( 3 ) Vier Jahrzehnte später griff Theodor Fontane (1919-1898) den Stoff um den netten Aristokraten auf und verarbeitete ihn zu einer Ballade. Am 24. August 1889 wurde das Werk in Zur guten Stunde – Illustrierte Zeitschrift (Deutsches Verlagshaus) öffentlich vorgestellt: Klaus-Werner Haup Es ist ein gutes Gedicht, wie Sie vielleicht schon dem Titel abfühlen", bemerkte Fontane im Juni 1889 gegenüber seinem Schriftstellerkollegen und Herausgeber der Deutschen Rundschau Julius Rodenberg (1831-1914). Ansonsten bezeichnete er seine Gedichte eher als „schwächste Stelle". Kaum dreizehn Jahre später, am 20. Februar 1911, legte ein Sturm den legendären Birnbaum um. Mehrere Trauergedichte erinnern an das denkwürdige Ereignis. In den 1970er Jahren wurde zwar ein neuer Baum gepflanzt, aber leider von der falschen Sorte. Seit dem Jahre 2000 steht vor der Kirche wieder der richtige Baum: eine Römische Schmalzbirne, besser bekannt unter dem Namen Melanchthonbirne und ausgesprochen süß. ( 4 ) So wirkt Herrn von Ribbeck auf Ribbecks Segen bis heute: Touristen kommen in Scharen, um die Sehenswürdigkeiten des 60 Kilometer westlich von Berlin gelegenen Ortes zu besichtigen. An erster Stelle steht die Kirche, in deren neoklassizistischem Inneren der Stumpf des originalen Birnbaumes präsentiert wird. Das von Fontane erwähnte „Doppeldachhaus“ existierte zu Zeiten des alten Herrn von Ribbeck noch nicht. Es wurde erst zwischen 1822 und 1893 errichtet. Von 1893 bis 1895 entstand das Schloss, ein neobarockes Herrenhaus mit Nebengebäuden und Treibhaus. Seit 2009 dient es als kulturtouristisches Zentrum: mit Museum und Konzertsaal, einer Außenstelle des Standesamtes Nauen, Restaurant und Gartencafé . Für den angrenzenden Deutschen Birnengarten stiftete jedes Bundesland einen Baum, vom Land Brandenburg kam die alte Sorte Clapps Liebling. Alle geernteten Früchte kommen Kindereinrichtungen des Havellandes zugute. Schloss Ribbeck Ribbeck ist nicht nur mit Birnbäumen, sondern auch mit Besonderheiten gesegnet. Die szenische Führung „Von Birnen und Menschen“ versetzt die Besucher in die Zeit Theodor Fontanes zurück. Ein Ort der Ruhe ist der aus dem Jahre 1893 stammende Familienfriedhof derer von Ribbeck. Im Alten Waschhaus servieren „Waschweiber“ fantasievolle Torten mit Birnen und einer Tasse Kaffee. Es gibt aber auch Birnensaft und Birnenschnaps, Seife aus Birnen und Postkarten mit Birnen oder einfach nur Birnen. Die Alte Schule wurde 1841 erbaut. Dort sitzen die Kaffeegäste inmitten historischer Schulbänke, Schiefertafeln, Fibeln und Ranzen. Und in der Alten Brennerei stellen Friedrich-Carl von Ribbeck, ein Enkel des letzten Gutsherrn, und dessen Frau Ute selbst Essig her und verkaufen Edelbrände – natürlich aus Birnen. Wem das nicht reicht, der kommt im Herbst wieder – zum Ribbecker Birnenfest! Klaus-Werner Haupt

**

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland Theodor Fontane
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Ein Birnbaum in seinem Garten stand, Und kam die goldene Herbsteszeit Und die Birnen leuchteten weit und breit, Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl, Der von Ribbeck sich beide Taschen voll, Und kam in Pantinen ein Junge daher, So rief er: „Junge, wiste 'ne Beer?“ Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.“ So ging es viel Jahre, bis lobesam Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit, Wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab.“ Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, Trugen von Ribbeck sie hinaus, Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht Sangen „Jesus meine Zuversicht“, Und die Kinder klagten, das Herze schwer: „He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?“ So klagten die Kinder. Das war nicht recht - Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht; Der neue freilich, der knausert und spart, Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn, Der wußte genau, was damals er tat, Als um eine Birn' ins Grab er bat, Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus. Und die Jahre gingen wohl auf und ab, Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, Und in der goldenen Herbsteszeit Leuchtet's wieder weit und breit. Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her, So flüstert's im Baume: „Wiste 'ne Beer?“ Und kommt ein Mädel, so flüstert's: „Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.“ So spendet Segen noch immer die Hand Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.



13 März 2021

Die Brücke am Tay von Theodor Fontane - gelesen von Gerhard Rudolf Huf





"Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand"

Nur einen Monat nach einem Unglück in Schottland im Dezember 1879, bei dem die neu und mit enormem Aufwand erbaute über 3000 Meter lange Brücke über den Tay einstürzte und einen Eisenbahnzug mit 75 Menschen mitriss, veröffentlichte Theodor Fontane (1819 - 1898) in einer Zeitschrift seine Ballade über diese Tragödie.

Unmittelbare Ursache der Katastrophe war ein Sturm, den Fontane durch 3 Naturgeister symbolisiert. In vielen Interpretationen werden diese Gestalten in enger Beziehung zu den 3 Hexen aus dem Shakespeare-Drama Macbeth gesehen. Sie machen sich einen Spaß daraus, Naturgewalten heraufzubeschwören und Unglücke zu verursachen. „Wann treffen wir drei wieder zusamm‘?" so beginnt die erste und die letzte Strophe der Ballade, die einen mehrstrophigen Mittelteil umrahmt, in dem die letzte Fahrt des Zuges aus der Sicht der menschlichen Akteure (bzw. Opfer) beschrieben wird. Gänzlich sorglos für die Probleme der Menschen, nur ihrem eigenen Vergnügen an Willkür und Gewalt hingegeben, fast tanzend erscheinen diese Naturgeister und planen mitleidslos die Zerstörung.

Im Gegensatz dazu im Mittelteil: Die Sorge der Brücknersleute, die auf den Zug mit ihrem Sohn Johnie warten, die endlich schon den herannahenden Lichtschein sehen und Vorbereitungen für seine Ankunft in wenigen Minuten treffen. Zwei weitere Strophen beschreiben die Sichtweise von Johnie, der stolz ist auf die technische Errungenschaft der Brücke, die es - im Gegensatz zu früher - nun ermöglichen soll, den Naturgewalten zu trotzen und trotz schlechten Wetters den Tay zu überqueren. Und dann, kurz vor der erwarteten Ankunft der Eisenbahn, das Unglück: die Brücknersleute sehen nur ein kurzes Aufglühen, dann erlöschen die Lichter des Zuges. „Und wieder ist Nacht".

„Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand" lautet das Fazit des Gedichts. Das Wort „Tand" bezeichnet etwas hübsches, aber im Grunde überflüsssiges ohne besonderen Wert. Man darf wohl annehmen, dass Fontane dem technischen Fortschritt sehr skeptisch gegenüber stand.

Rita Dadder


"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
"Um die siebente Stund', am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösch die Flamm'."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich vom Süden."
"Und ich vom Meer."

"Hei, das gibt ein Ringelreihn,
und die Brücke muß in den Grund hinein."
"Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund'?"
"Ei, der muß mit."
"Muß mit."
"Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin "ich komme" spricht,
"ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug."

Und der Brückner jetzt: "Ich seh einen Schein
am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, -
und in elf Minuten ist er herein."

Und es war der Zug. Am Süderturm
keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: "Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie's auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.

Und unser Stolz ist unsre Brück';
ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.

"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
"Um Mitternacht, am Bergeskamm."
"Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm."
"Ich komme."
"Ich mit."
"Ich nenn euch die Zahl."
"Und ich die Namen."
"Und ich die Qual."
"Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei."
"Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand"

aus https://www.deutschland-lese.de/

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